Herkunft & Historie
Der einst von den Römern verwendete Opus signinum, (das Signische Werk) ist ein hydraulischer Mörtel, der aus dem Ort Signia (in Latium gelegen: heute Segni) stammte. Der Mörtel wurde aus gebrannten kleingeschlagenen Tonscherben, Ziegel und Kalk als Bindemittel hergestellt. Durch die Ziegelmehlanteile wurde der Kalk hydraulisch. Einsatzgebiete waren Aquädukte, Tavernen, Kirchen und Festungsanlagen. Erste Aufzeichnungen gibt es seit 100 n.Chr.
Entwicklung des Opus Signinum als Terrazzobodenbelag
Seit dem Jahr 2010 forschen und entwickeln wir an der perfekten Rezeptur des Opus Signinum als Beton. Um einen fugenlosen Bodenbelag nach DIN 18500-1 zu gewährleisten, sind gewisse Faktoren der Betontechnologie zu berücksichtigen. Ein Hauptproblem stellt dabei der Zuschlag des Ziegels selbst, sowie das Ziegelmehl dar. Bei der sog. Hydratation entzieht der Ziegel dem Bindemittel (hier: Portlandzement) zu schnell Wasser und verhindert so das ausreichende Zusammenwachsen der Zementkörner zum Zementstein. Das Ergebnis ist eine stark poröse Betonstruktur, welche als Nutzbelag nicht zu verwenden ist.
Um dieses Problem zu lösen, entwickelten wir ein Herstellungsverfahren, welches eine perfekte Hydration ermöglicht. Unter Aufsicht der FH Frankfurt am Main gelang es uns erstmals im Jahr 2013 einen großflächigen Opus Signinum gemäß DIN V 18500 herzustellen. Für dieses Arbeiten wurden wir mit dem Förderpreis der HWK Saarland ausgezeichnet. In den darauf folgenden Jahren kam unser „Opus“ in vielen größeren Bauvorhaben erfolgreich zum Einsatz. Seit dem Jahr 2023 erfüllt der Opus Signinum den Standard gemäß DIN 18500-1 und kann als Gussterrazzo klassifiziert werden. So sind wir der weltweit einzige Hersteller, welcher in der Lage ist aus 100% Ziegel RC Material einen echten Terrazzoboden nach DIN 18500-1 herzustellen.
Weiterhin sind wir der einzige Hersteller, welcher eine über 10 jährige Nutzung der Bodenflächen mit RC Materalien nachweisen kann. Unsere Ziegelsplitt-Terrazzi wurden im hochfrequentierten, öffentlichen Bereich verbaut.
Auch ist der Ziegelsplitt-Terrazzo zu 100% im Außenbereich geeignet. Hier liegt der aktuelle Erfahrungswert bei ca. 8 Jahren.
Bestandteile & Zusammensetzung
Der Opus Signinum besteht in seiner Hauptzusammensetzung aus Ziegelsplitt, regionalen Flussanden und Portlandzement. Um für seine herausragende Stabilität und Nutzbarkeit zu sorgen, werden Kornsieblinien von 0-2mm, 3-5mm, 5-8mm und 8-16mm verwandt. Dabei handelt es sich in der Regel um gereinigtes RC-Material, welches aus regionalen Rohstoffkreisläufen gewonnen wird.
Die Feinanteile werden meist über Flusssande gewonnen (z.B. Rheinkies) und sollen die Schwindeigenschaften entspannen. Als Bindemittel verwenden wir ausschließlich Portlandzement nach DIN EN 197-1 mit einem Portlandklinkeranteil von 95-100%.
Es ist jederzeit möglich vorhandene Ziegel- oder Backsteine in unserer Brecheranlage in verschiedene Sieblinien mahlen zu lassen. Hierbei werden Fremdstoffe gefiltert, sodass die reine Ziegelkörnung vorhanden ist. So können Bauherren ihre "Abfälle" in sog. Big-Packs zu uns senden und wir kümmern uns um das Recycling.
Materialeigenschaften & Gestaltungsmöglichkeiten
Der Opus Signinum hat sich als Terrazzobodenbelag bereits vielerorts bewährt. So kann er aufgrund seiner Robustheit sowohl im Innen- als auch im Außenbereich verwendet werden. Die Oberfläche ist als seidenmatt zu bezeichnen, was aus der Eigenart des Ziegelzuschlags resultiert. So kann ein Ziegel im Vergleich zu Marmor keinen richtigen Glanz generieren.
Die Oberfläche ist aufgrund der Betonrezeptur extrem hart und hält selbst Belastungen von Staplertransporten oder anderen außerordentlichen Einwirkungen Stand. Durch den Ziegel erreicht man zudem eine besondere Fußwärme. Dies wird umso deutlicher, wenn man den Opus Signinum mit einer Fußbodenheizung in Einklang bringt.
Da der Ziegel immer seine rötliche Farbe besitzen wird, lässt sich der Opus Signinum an Hand seiner Zementmatrix optisch gestalten. Hier ist es möglich verschiedenartige Sande zu wählen und diese ggf. mit Eisenoxid einzufärben. Der Opus Signinum ist als Beton nach DIn 18500-1 klassifiziert und besitzt geprüfte Materialeigenschaften gemäß unserem Datenblatt.
Unter dem sog. "Opus signinum" versteht man einen Bodenbelag, welcher dem heutigen Terrazzo in seiner Einbringungsart, aber auch in seiner Optik heutigen modernen Ortsterrazzi sehr nahe kommt. Der Opus signinum ist ein Estrich, welcher aus verschiedenen Sandarten (meist Flusssande,regional bedingte Grubensande), aus Ziegelmehl (zerstampfte Ziegelfragmente), Ziegelsplitt und Keramik- und Terracottafragmenten besteht. Seine verschiedenen Zuschläge geben ihm somit den Charakter eines Terrazzobodens.
In seiner Funktion diente er als herkömmlicher Nutzboden in gewöhnlichen Häusern, Tavernen, Thermen oder öffentlichen Bauten.
Zubereitung des Estrichs und die hierzu geeigneten Sande
Herr Peter Hess ist einer der wenigen Terrazzieri, der nach absolut historischem Vorbild und unter Anweisung eines Archäologen eine historisch korrekte Rekonstruktion eines Opus Signinum erstellt hat. Der Opus Signinum im Europäischen Kulturpark Bliesbruck Reinheim ist die größte rekonstruierte Fläche in Europa.
Bei der Herstellung eines historischen Opus Signinum sollte man in erster Linie die regional verfügbaren Sande zur Herstellung des Estrichs prüfen. Zur Verfügung stehen meist sogenannte Grubensande: schwarze, graue, rote und rötlich-braune Sande. Von diesen wird jener bevorzugt, welcher beim Reiben in der Hand ein Knistern erzeugt, da es dem mit Erde vermischten Sand hierzu an der erforderlichen Härte mangelt. Es wird außerdem jener Sand bevorzugt, welcher nach dem Aufstreuen auf ein weißes Tuch keinen Schmutz oder erdhaltige Rückstände hinterlässt.
War zur damaligen Zeit keine Sandgrube in der Region verfügbar, mussten die Sande aus dem Kies der Flüsse ausgesiebt werden. Auch möglich war sogenannter Dünensand, welcher allerdings den erheblichen Nachteil besaß, dass er sehr schwer abzutrocknen vermag. Außerdem hat der Dünen bzw. Meeressand den Nachteil, dass die Oberfläche des späteren Estrichs einen salzhaltigen Ausschlag erhält, welcher vor allem den Kalk bzw. Zementbestandteil angreift und somit das Bindeverhältnis negativ beeinflusst.
Der aus Grubensand bereitete Estrich bindet hingegen wesentlich effizienter ab und erzeugt eine stabile und tragfähige Oberfläche. Hier muss man auch wiederum zwischen lang lagernden und frisch gewonnenen Sanden unterscheiden. Sobald ein Grubensand eine längere Zeit an der Luft lagert, wird er in Folge von Witterungsverhältnissen und ggf. Sonneneinstrahlung in seiner Qualität wesentlich beeinflusst. Deshalb sollte man nur frisch gewonnene Sande verwenden
Eine Vermischung der Sande ist allerdings auch möglich, da vor allem der Flusssand den Vorteil hat, dass er aufgrund seines ruhigen Abbindeverhaltens, eine sehr geringe Schwindrissbildung mit sich bringt.
Bei der Wahl eines unzureichenden Sandes erhält der Boden nicht die nötige Festigkeit und der Verbund der Zuschlagsstoffe ist nicht gegeben. Ein zeitnahes Auflösen des Bodens durch Aufbruch der Kornzuschläge ist dann unumgänglich.
Hat man einen geeigneten Sand gefunden, ist die Zubereitung des Estrichs nach den Maßgaben und den Mischverhältnissen eines klassischen Walzterrazzos zu treffen. So kann man Ziegelkörnungen, sowie Keramikkörnungen am besten bis zur Korngröße >=16mm der Mischung beifügen. Eine Beimischung von Weisszement und Kalk soll für die Festigkeit und Bindung der Zuschlagsstoffe sorgen. Der Opus Signinum ist ein teilweise offenporiger Belag, welcher nicht gespachtelt wird. Feine Poren sind hier zulässig. Der Boden besitzt einen sehr mediterranen Charakter und verfügt über ausgezeichnete technische Leistungseigenschaften.
Die heutige Herstellungstechnik eines Opus Signinum entspricht dem Walzterrazzo.
Wissenschaftlicher Nachweis: Zehn Bücher über Architektur des Marcus Vitruvius Pollio überliefert von Dr. phil. J. Prestel (Heitz & Mündel 1912); Erarbeitung mit Roland Haller, 2013 Weinsberg; Betreuung durch Dr. Precht, Berlin; Verfahrenstechnik erforscht und erprobt von Peter Hess; Opus Signinum als Innovationsbeitrag des Saarlandes 2013 mit 3. Platz geehrt.